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Jahrzehntelang war das Flachgewebe zu einem Schattendasein verurteilt. Hier in Europa wie in den orientalischen Basaren schenkte ihm niemand Beachtung. Die Entdeckung der Flachgewebe ging einher mit dem zunehmenden Interesse an alten Volkskulturen. Man erkannte, dass sich in den Flachgeweben ein uralter Motivschatz bis in die Gegenwart erhalten hat.
Die Flachgewebe waren immer Teil des nomadischen und bäuerlichen Alltags; sie dienten ausschliesslich dem Eigenbedarf. Zelte, Wand- und Türbehänge, grosse Tschowals (Säcke), Kissen, Babywiegen, Chordjin (Satteltasche), Kelim, Djadjim (grosse, aus schmalen Bahnen zusammengenähte Decke), und Teppiche wurden alle aus Schafwolle, Ziegen- oder Kamelhaar hergestellt.
Der in der Formensprache der Flachgewebe erhaltene mystische und geheimnisvolle Musterschatz hat eine uns verborgene Symbolik. Den Weberinnen eines Stammes kam es nie in den Sinn, Muster anderer Gruppen in ihren Arbeiten zu verwenden. Die Bedeutung und die Formen einzelner Muster lernten sie von ihren Müttern und Tanten. Natürlich gesellte sich noch der eigene Geschmack hinzu, doch blieben die Motive, Kompositionen und Farben weitgehend unverändert.